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MD3-160,
SWISS - TRAINER

Der Standard-Schlepper von Bruckmann
Dies soll keine Bauanleitung, sondern nur ein Hinweis auf mögliche Lösungen sein. 

BAUSATZINHALT MOTOR RUMPF KABINE FLÄCHEN
SEITEN-/HÖHENLEITWERK FERTIGSTELLUNG ZUSAMMENFASSUNG EMPFEHLUNG

Die Nachfrage nach einer Schleppmaschine in unserem Klub drängte mich förmlich dazu, Überlegungen in dieser Richtung zu machen. Also wurde, da ein für den Modellflug vorgesehener Bausparvertrag fällig wurde, bei Bruckmann-Modellbau eine geordert. Da sich meine "GIGANTOMANIE" in Grenzen hält, orderte ich die 3m-Version (es gibt auch noch eine mit 3.60m). Kurz vor Weihnachten 2000 (wohlüberlegt bei meiner besseren Hälfte als Ausnahmegeschenk deklariert) war es soweit. Ein Ausflug nach Villach brachte neben wunderschöner Landschaft, einer angenehmen Fahrt und einem Spaziergang durch die Fußgängerzone (empfehlenswert) auch ein volles Auto. Noch dachte ich, daß die riesigen Ausmaße des Rumpfes wohl durch nichts zu überbieten seien. Nach einigen Fragen an Hr. Bruckmann, die Fertigstellung betreffend, zog ich mit zufriedener Miene (meine Frau mit skeptischem Blick auf die volle Ladefläche) ab.
    Da von vornherein feststand (die Größe meines Bastelraumes ist in etwa ausreichend für ein 2m-Modell), auf die bewährte Hilfe unseres Artur "Turl " Bail zurückzugreifen, wurde die Wagenladung nach Gföhl gebracht. Der hatte, da schon 3 Maschinen dieses Typs gebaut, die nötige Erfahrung und das Können (leider war sein Swiss-Trainer durch Totalausfall der Anlage vor einiger Zeit verlorengegangen). Also wurde gemeinsam festgelegt, wie das ganze funktionieren sollte.

DER BAUSATZINHALT: Ein sauberer GFK-Rumpf inklusive Motorhaube mit eingelegten Sandwich-Teilen zur Geräusch- und Vibrations-Minimierung, ein eingeharztes Aufnahmerohr für die Flächensteckverbindung, Rohr zur Aufnahme der Verdrehsicherung der Flächen, fertig beplankte Flächen, Querruder und Landeklappen ausgeschnitten, verkastet und mit den Schlitzen für die Scharniere versehen (leider nur 3 pro Ruder. Artur und ich hätten uns 4 gewünscht, wobei sicher auch die 3 ausreichend sind. Aber bei übervorsichtigen Leuten ..), fertig eingearbeitetes Steckungsrohr sowie die Verdrehsicherungen. Hier gab's einen klitzekleinen Kritikpunkt: in der rechten Fläche war statt einem 5mm-Rohr eines mit 4mm eingeharzt. Die Lösung war aber einfach: auf den Stahldraht kam ein Messingrohr mit 1mm Wandstärke. So passte das ganze wieder mit der Rumpfsteckung zusammen. Fertig beplanktes Seitenruder, Höhenleitwerk mit verkasteter Ruderfläche, fertigen Scharnierschlitzen, Haupt- und Bugfahrwerk aus GFK, sämtliche Scharniere und Anlenkungen der Ruder, die sauber tiefgezogene Haube und einige Kleinteile. Der Lieferumfang des Bausatzes kann auch in anderer Zusammenstellung bzw. Ausbaustufe bestellt werden und muß nicht mit dieser Bausatzausführung übereinstimmen!

MOTOR: Bei Vorgabe des zu schleppenden Seglergewichtes von ca. 20kg sowie einem geplanten Fluggewicht von ca. 13-14kg sollten es mindestens 90ccm sein. Zugunsten der geringeren Vibrationen habe ich mich aber für den 3W 100ccm Boxer mit Gummitüllen-Aufhängung (Fa. Fuchs) entschieden. Der bringt eine Spur mehr an Leistung und weniger "Rüttelmann". Es stellte sich heraus, daß dieser Motor trotz der beidseitig aus der Motorhaube teilweise herausragenden Zylinder und Zündkerzen weniger die Gesamtoptik stört (Bild) als ein Loch für den ganzen Zylinderkopf des 90-ers rechts unten. Als Auspuffsystem wurden die Original 3W-Töpfe (Einlass vorne, Auslaß vorne) vorgesehen. Diese Töpfe passen mit ihrer Länge genau in den vorderen Teil bis zur Flächensteckung und ergeben außerdem noch einen satten Ton, wobei sowohl Stand- als auch Vollgas beim ersten Lauf des Motors für "Aha!" - Erlebnisse sorgte. Die Erstellung eines "Auspuffraumes" wurde mittels einer eingezogenen Sperrholzplatte, die dann gleichzeitig als Abdeckung/Abschottung gegenüber der Kabinenhaube diente, vorgenommen. Das Brandschott sorgt für die Ablenkung der erhitzten Luft durch ein im Rumpfboden angebrachte Lüftungsgitter und einem thermischen Schutz der Anlage.

RUMPF:  Das Bugfahrwerk mit seiner eingebauten Dämpfung wird schräg nach vorne weisend montiert. Als Verbindung zum Servo (HITEC  HS-615BB/MG) wurden zwei Federn (Bild) verwendet, die die zu erwartenden Landestöße vom Servogetriebe fernhalten sollten. Der Einbau der Schalldämpferanlage ist bereits oben erläutert worden. Da die Spanten mit den Aufnahmerohren für die Fahrwerksbefestigung bereits eingeharzt waren, wurde das Fahrwerk (GFK) eingeschoben und mittels den dafür vorgesehenen Arretierungsschrauben fixiert. Die Befestigung der Radverkleidungen und Räder erfolgte auf die herkömmliche Art. Die Schleppkupplung (Bild) wurde kurz nach der Kabine vorgesehen, wobei die Rumpfinnenseite mit Sperrholz oben und einem Halbspant entsprechend verstärkt wurde. Auf der Abdeckung für die Auspuffanlage wurde im hinteren Teil - fast genau im Schwerpunkt - der 1Liter-Tank montiert. Der Empfänger findet zwischen  Seitenruderservo und Flächensteckung in einem gedeckelten Sperrholzkasten seinen Platz (Bild),  die Emfängerakkus (2x 1800 MAh), getrennt durch das Seitenruderservo, (Bild) dahinter.

KABINE: Viel Arbeit machte die Kabinenhaube. Um diese große "Badewanne" nicht leer zu lassen, wurde das Cockpit etwas verschönert (Bild). Sitze mit Lederbezug, etwas Gepäck sowie ein Erste-Hilfe-Koffer (von Artur entwendet) unter einem Sicherheitsnetz mussten dabei sein. Gehirnschmalz hatte "Turl" bei der Erstellung des Instrumentenpaneels investiert. Dieses ist mit Abstandshalter aus Gewindestangen montiert, um zu ermöglichen, sämtliche daran installierten Einbauten mit den Kabeln fix zu verbinden (Bild). Der Kabinenrahmen bildet mit der Kabinenhaube eine Einheit und kann komplett abgenommen werden, wobei das Paneel im Rumpf verbleibt. Dort angeschlossen sind: elektronischer Ein-/Ausschalter (mit integrierter Akkuweiche) der Fa. Microsens, je eine (helle) Kontroll-LCD für Schalter und Zündung, 3 Ladebuchsen (für Graupner Senderkabel): 2x für die Doppelstromversorgung 4Zellen/1800mAh, 1x für den Zündungsakku, 4Zellen/1800mAh. Hier haben wir Sicherheit groß geschrieben und dafür Sorge getragen, die Zündung vom Sender aus durch Abschaltung zu unterbrechen. Eine Beschreibung des Schalters findet Ihr in meiner Homepage (Adresse am Ende des Artikels).

SEITENLEITWERK: Dieses ist wie üblich mit einem Stahldraht (oben und unten gelagert) montiert und jederzeit abnehmbar. Die Anlenkung erfolgt herkömmlich über zwei Stahlseile. Das Servo ist ein HITEC  HS-615BB/MG, welches am Ende des Flächenausschnittes montiert ist (Bild)

HÖHENLEITWERK: Die Servos (2x 4421 JR) sind direkt in die Dämpfungsfläche vor den Anlenkungspunkten integriert. Das Höhenruder wurde in der Mitte getrennt, so daß die zwei Ruderflächen unabhängig voneinander durch die Servos betätigt werden. Die elektrischen Verbindungen wurden mittels eines Multiplex-Hochstromstecker grün vorgesehen, so daß beim Aufstecken des Höhenruders die Verbindung automatisch hergestellt wird und die Anlenkungen so kurz wie möglich gehalten werden. Die Befestigung erfolgt mit einer zentralen Schraube in der Mitte der Dämpfungsfläche, die vordere Führung übernehmen zwei 6mm Holzdübeln.

FLÄCHEN: Die Arbeiten an der Fläche beschränken sich großteils auf die Erstellung der Kabelkanäle, Ausfräsen der Servoschächte, Anbringung der Scharniere, dem Einbau der Servos (je Flächenhälfte 2x 4421 JR), das Einziehen der Servokabel, der Montage der Ruderhörner und der Folienbespannung. Hier wurden die Servos über Computer-Stecker, die beim Anstecken der Fläche automatisch den Kontakt herstellen, direkt mit dem Empfänger verbunden. Des weiteren war noch die Flächenarretierung zu montieren, in unserem Fall eine in die Wurzelrippe eingeharzte Gewindestange, die innen am Rumpf mittels Flügelmuttern festgeschraubt und mit Schnurabschlüssen (alter Anorak) gesichert werden (Bild). Das hört sich nach wenig Arbeit an, ist aber recht zeitaufwendig.

FERTIGSTELLUNG: Sowohl der Rumpf als auch der Spinner muß, obwohl sehr sauber aus der Form, doch lackiert werden. Laut unserer Erfahrung würde sonst die weiße Oberfläche bald einen Gelbstich erhalten. Außerdem mussten ja die Originalfarben aufgebracht werden. Die Lackierung der Kabinenhaube darf auch nicht vergessen werden (Bild). Die Luftschraube wurde gleich mitlackiert, um ein einheitliches Bild zu erreichen. Das Aufbringen der Computergeschnittenen Buchstaben und Kennungen aus spritfester Selbstklebefolie beendeten den Bau. Insgesamt wurden 10 Servos verbaut, der Anschluss für Doppelstromversorgung und Zündung belegten die restlichen 2 Kanäle. Wem noch etwas fehlt: der Schwerpunkt wurde schon im Rohbau durch richtige Platzierung  der Akkus bestimmt. Diese fanden hinter dem Seitenruderservo ihren Platz. 

FLUGERPROBUNG: Ich hatte 2 Leuten vom Erstflug erzählt. Einer ist mein Leib- und Hof-Fotograf "Turbo-Kurti", der zweite war ein Klubmitglied, der mich mit den Wettermeldungen vom Platz (doch 48km von meinem Wohnort entfernt) versorgte. Als ich zum Platz kam, stand da die Hälfte unserer aktiven Mitglieder. Soviel zur Mundpropaganda. Also, zusammengebaut: da stand sie nun auf dem Platz (Bild)  und wartete auf den Erstflug. Der erste Versuch scheiterte zu meinem (und der anderen) Leidwesen an einer unvorhergesehen Kleinigkeit: meinen Sender hatte ich einen Tag vorher von der Überprüfung bzw. Abstimmung bei "Royal-Elektronik" geholt. Beim obligatorischen Reichweitentest stellte sich heraus, daß die Reichweite im höchsten Fall 20m mit eingefahrener Antenne betrug. So konnte nicht geflogen werden. Wenigstens konnten wir Standfotos (Bild) machen. Also wieder zu Royal-Elektronik, nochmals mit dem Sender auf den Prüfstand. Nun war das Problem behoben. Im neuen Anlauf wurde der Motor geringfügig nachgestellt, und es konnte an den Start gehen.

Langsam Gas hinein, sie beschleunigt stetig und bleibt ohne viel Korrekturen auf geradem Kurs. Nach 30m ein kurzer Tipp am Höhenruder, und sie steigt mit Halbgas gleichmäßig auf Sicherheitshöhe. Nach einigen Gewöhnungsrunden folgen die Standardprozeduren wie Langsamflug mit und ohne Klappen, Abreißverhalten, Krafttest.

ZUSAMMENFASSUNG: Die MD3-160 fliegt sehr gutmütig und läßt sich nur mit Gewalt zum Abreißen der Strömung bewegen. Wird Gas gegeben, hängt sie an der Latte wie weiland Baron Münchhausen an der Kanonenkugel und beschleunigt langsam nach oben. Besonders fasziniert mich der Landeanflug mit Klappen. Hoch anfliegen, Klappen setzen. Die Maschine kommt im Winkel von ca. 45°, ohne die Geschwindigkeit zu steigern, herunter. Kurz vor dem Boden ziehen, und die Landung gelingt Butterweich. Mit einer Schwerpunktlage von 11,5cm ab Vorderkante Tragfläche ist sie nicht zum Trudeln zu bringen. Das gelingt erst nach Zurücknahme des Schwerpunktes auf 12,5cm. Normaler Kunstflug ist möglich, sie geht problemlos durch die üblichen Figuren, bedenken in punkto Festigkeit gibt es nicht. Ein Hinweis: Messerflug ist ein "Knüppel"-Erlebnis!

EMPFEHLUNG: Der Swiss-Trainer von Gerhard Bruckmann ist ein Qualitativ hervorragender Bausatz, bei dem aber trotzdem noch unterschiedlich viel Arbeit (je nach Art der Bestellung - von Rohbau bis Fertigmodell) wartet. Aber das wird wohl jeder, der eine solche Maschine baut, im vorhinein wissen. Die gebotene Qualität im vorliegenden Lieferumfang rechtfertigt ohne wenn und aber den Preis. Die Endkosten bewegen sich aber etwas höher, da Motor, Servos und Zubehör auch nicht unwesentlich zu Buche schlagen. Die Flugeigenschaften sind unkritisch, die Kraft mit entsprechender Motorisierung (ab 90ccm) für Segler >= 20kg locker geeignet. Mit 60ccm wird die Schleppleistung natürlich nicht mehr für so "schwere Brocken" reichen, aber bis 15kg reicht es allemal. Durch das Dreibeinfahrwerk ist außerdem noch ein leichtes Handling am Boden - sowohl Solo als auch bei Schleppbetrieb - gegeben.

Technische Daten:
Motor:
3W 100cm3 Boxer, Propeller: 26 x 10 Dreiblatt Gfk (Bruckmann)
Leistung: 9,3 PS / 6,8 KW
Spannweite: 3m
Gewicht: 14,6kg
Empfänger: 10 Kanal SPCM, 11 Servos, Doppelstromversorgung mit elektronischer Weiche, 2x 1800mAh,
für Zündung 1x 1800mAh,
elektronischer Ein- /Ausschalter für Stromversorgung mit Akkuweiche (Microsens, SOLID 1), Zündung über Sender schaltbar, Bugfahrwerk gefedert mit Stoßentlastung