X-Free

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X-FREE
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Bericht, erschienen im Prop 1/2004

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Ein neuer Trend ist geboren: X-Free-Mania!
Ein Artikel, der drei Manfreds beschäftigte: Manfred Pfeiffer: Händler,
Tester: Manfred Dittmayer und Manfred Stocker


"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben!" Dieses Zitat trifft wohl den Nagel auf den Kopf. Zu Besuch im schönen Tirol wurde mir von Manfred Pfeiffer ein EPP-Modell gezeigt: Tiefdecker, 1m Spwt, ohne Fahrwerk, na ja, halt einer dieser Flieger, wie sie jetzt sehr stark im Umlauf sind. Bruchsicher: ja! Schön: nein! So etwas rührt doch einen gestandenen Modellbauer nicht. Eine Oberfläche à la Reibeisen, keine Lackierung. DENKSTE! Ich geb's ja zu: die Vorführung wurde mit einem heimlichen "Pffffft" erwartet. Doch das kommende änderte meine Meinung über "Schaumbomber" (Herr aller Modellbauer, vergib mir!). Die Kraft, der Geschwindigkeitsbereich und die Wendigkeit ist für ein Modell mit E-Antrieb mehr, als für den Zweck notwendig ist. Nicht nur Kunstflug auf engstem Raum (und das bitte wörtlich zu nehmen),  sondern das ganze noch in 2-3 Meter Höhe. Manfred startete das Ding mit lässigem Handgelenksschwung und demonstrierte mir, wie dieses "Fluggerät" den Gesetzen der Schwerkraft trotzt: ein normal gehender Fußgänger überholt ohne Keuchen den X-Free. Es gab überhaupt keine Probleme, die Bilder vom Rückenflug und Einparken von Manfred Pfeiffers Modell zu schießen. Diesen "Schaumbomber" senkrecht in die Luft zu hängen ist eine leichte Übung, wo hingegen die Torque-Rolle noch geübt gehört. Natürlich ist für diese Leistung die Abstimmung aller Komponenten Voraussetzung, ohne der es nicht funktionieren wird. Und hier ist wirklich alles aufeinander abgestimmt.


Bausatzinhalt: Flächenhälften, Rumpfteile, Leitwerke, etwas Balsaholz, Tape-Band, Kohlefaserstäbe (als Hauptholm und Ruderanlenkung), Gabelköpfe, Ruderhörner, 1 GFK-Verstärkung für die Anlenkung des HR, diverse Kleinteile und eine ausführliche, bebilderte Bauanleitung.


Erforderliches Zubehör: Servos (4 Stück der 9mm-Klasse), Empfänger, Motor, Regler, Akku, Superkleber dickflüssig, Aktivator, ein wenig Weißleim, etwas Silikon, Plakafarben (Marabu, Pelikan o.ä.) nach Lust und Laune. Zeitaufwand: maximal 20 Stunden (mit Pinselstrichen).


Flächenbau: Man geht einfach nach der (wirklich guten) Bauanleitung vor. Diese ist mit ausführlichen Zeichnungen ausgestattet, so dass sich jeder auskennen muss! Deswegen hier nur das wichtigste: Den Kohlefaserstab (= Hauptholm) vor dem Einkleben etwas mit feinem Schmirgelpapier aufrauen. Verwenden Sie zum Schneiden ein scharfes (!!!!) Messer und ein metall-, Holzlineal oder ähnliches. Wichtig ist, dass die Führung exakt ist und nicht ausweichen kann. Langsam schneiden, sonst reißt das Material aus! Ausschnitte für die Servos erstellen. Haben Sie dabei die Länge der Anschlusskabeln im Auge. Diese sollten - wenn möglich - ohne Verlängerung bis zum Empfänger reichen, dessen  "Wohnung" direkt hinter der Kanzel mit einem heißen Lötkolben ausgebrannt wird. Die Ruder und Servos werden erst nach dem Zusammenbau Fläche - Rumpf montiert. Geht sowieso nicht anders, da die Fläche durch den Ausschnitt im Rumpf geschoben wird.


Rumpfbau: Achten Sie auf geradlinigen Zusammenbau des Rumpfvorder- und Rumpfhinterteils. Kleben Sie den Motorspant (GFK) an den Rumpfvorderteil und montieren Sie probeweise den Motor. Nun die Fläche einstecken, alles wie gewohnt vermessen und das HLW probeweise anlegen. Es müsste alles fluchten. Jetzt wird die günstigste Position der Servos gesucht. Dazu befestigen wir provisorisch den Rumpfoberteil, das fertige Höhen- und Seitenleitwerk und bringen den Akku in die normale Position. Die Bauanleitung geht auf diesen Schritt ausführlich ein. Nun legen wir die Servos auf den Rumpfrücken und verschieben sie solange, bis der angegebene Schwerpunkt erreicht ist. Der Rest braucht wohl nicht mehr erklärt zu werden. HR einkleben, einen Schlitz für das Seitenruder schneiden (Achten Sie auf geraden Schnitt) und auch dieses einkleben. Alle Ruder mit Scharnier- oder Tapeband anschlagen. Auf genügend Ausschlag achten! Die Anschrägungen auf den Balsa-Verstärkungsleisten nicht vergessen. Der Einbau des konfektionierten Motors mit Regler und der Servoeinbau (mit Silikon einkleben) beenden den Bau. Nun kann nach belieben eine Farbe - oder auch keine - gewählt werden.

Tipps: 1) Schneiden Sie den Rumpfdeckel im Vorderteil für den  Akkuwechsel mit einer Schräge (von vorne nach hinten) an der Seite zum Motor aus. So kann dann der Deckel ohne weiter Maßnahmen eingeklemmt werden. Vorne ansetzen und hinten andrücken. Das hält sicher! 2) Positionieren Sie die Servos nicht zu weit hinten, da es sonst Probleme mit dem Schwerpunkt geben kann. Vorher, wie in der Bauanleitung beschrieben, probieren! 3) Achten Sie darauf, dass die Querruder keinen Verzug aufweisen. Nötigenfalls mit Eingefrästen, dünnen Leisten das Ruder verstärken.

Schwerpunkt:
Dieser befindet sich zwischen 11 und 12,5 cm hinter der Nasenleiste. Bei Hecklastigkeit reagiert sie (äußerst!) empfindlich auf das HR, außerdem muß man dann im Rückenflug ziehen, damit sie nicht wegsteigt. Nicht sehr ratsam! Die großen Ausschläge tun ihr übriges (45° auf/ab). 40% Expo auf das HR sind auch bei halben Ausschlägen angebracht. Das Querruder ist trotz großem Ausschlag im normalen Bereich, während das Seitenruder eine sehr starke Reaktion zeigt. Manfred D. hat das Teil mit dem Fahrwerk ausgewogen und es zum Flug wieder entfernt. Auch so stimmt der Schwerpunkt. Durch die Wahlmöglichkeit, ob Fahrwerk oder nicht, kann man auch auf Hartpisten Starten und Landen.


Flugeigenschaften: Extremer Langsamflug mit minimalem "Gaseinsatz" in Normal- oder Rückenlage, schnelle und gerissene Rollen, alles lässt sich fliegen. Der Turn hat es mir besonders angetan. Man muss einmal gesehen haben, wie das Teil bei Seitenrudervollausschlag und minimaler Geschwindigkeit das Heck herumbringt. Landung? Kein Problem. Einfach mit Schleppgas herholen, Motor aus und ausschweben.


Fazit:

Passgenau geschnitten: Flächen, Rumpfteile und Leitwerke. Wer schon mal versucht hat Depron zu schneiden, weiß, was ich meine. Alle zum Bau notwendigen Teile liegen bei. Inzwischen fliege ich den X-Free immer öfter, wenn es mir zuwider ist, Großes ins Auto zu räumen. Er findet auch immer einen Platz neben den "richtigen" Modellen. Zwei Akkupacks sorgen für - wenn notwendig - unterbrechungslosen Flugbetrieb. Es war sicher ein Kindheitsschub, der mich "haben muss!" sagen ließ. Meines Wissens gibt es schon einige bedauernswerte Zeitgenossen, die ebenfalls diesen  Rückfall in die Kindheitstage erlitten haben. Sogar in die Redaktion unseres "Prop" hat sich dieser Virus eingeschlichen: Manfred D. wurde vom Virus befallen. Vermutlich brauchte er ein Fluggerät, mit dem in den Redaktionsräumen des "Prop" zur Entspannung geflogen werden kann :-))

Das Team der Manfreds (P+D+S) wünscht allen Piloten des X-Free viel Spaß und immer genug Luft unter den Flächen!


Technische Daten

Hersteller:  
Spannweite:   1000 mm
Länge: 980 mm
Empfänger:   Multiplex Pico 6
 Motor:  AXI 2808/24
Regler:   TMM 2512-3s
Luftschraube:  10 x 4,7 APC für 3D oder 9 x 6 APC für Speed
Akku 8 Zellen KAN 1050 mAh
Servos:    4 x ACT Micro 6

Gesamtgewicht Flugfertig:

Die Gewichte der Modelle sind Flugfertig MIT den KAN 1050 angegeben. Das Modell Manfred D's wurde nachträglich mit Lithium-Polymer Zellen ausgerüstet und noch einmal gewogen. Die Flugzeit mit den KAN beträgt <>10min, mit den LiPo-Zellen verdoppelt sich die Flugzeit mit wesentlich mehr Power.

Gewicht des Modells von Manfred P.: 569 g, Roy Black-Design (ganz in weiß)
Gewicht des Modells von Manfred D.: 600 g, mit sehr, sehr wenig Farbe + Folie
Gewicht mit LiPo-Zellen
(Kokam, 1500mAh):
525 g,
Flugzeit: <>20min (!)
Gewicht meines Modells: 661 g, 3-färbige Voll-Lackierung, Plaka-Farben

Vom farbig gestalteten Modell bis zur Verwendung von LiPo-Akkus* werden 136g gespart! Bei der Erprobung am 18.01.2004 wurde mit den LiPo-Zellen eine Flugzeit von 23 min. erreicht.

Eine Bemerkung sei mir am Ende gestattet: auch das "schwerste" Modell fliegt ausgezeichnet!

*Bitte achtet auf die Benutzung des richtigen Ladegerätes und beachtet die Herstelleranleitung zum Laden von LiPo-Akkus! Brandgefahr!

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Meine X-Free bei eisigen Temperaturen (03.01.2004)

Bilder: Manfred Dittmayer & Manfred Stocker, Text: Manfred Stocker, Händler: Manfred Pfeiffer

Bezugsquelle: Modellbau- und CNC-Technik Hepf  (www.hepf.at)