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QUELLEN:
Uni Stuttgart / Thorsten Lutz ** U.S.Centennial of Flight Commission

Der Freiflug war an der Entwicklung der Luftfahrt maßgeblich beteiligt: erst flogen die Modelle, dann der Mensch. Wolf Hirth, der große deutsche Segelflugpionier, sagte es so: "Modellflug ist kein Broterwerb, aber für den technisch eingestellten Menschen unserer Tage schön und so beglückend wie Musik für den Gefühlsmenschen früherer Zeiten".

Wie anders wäre es schon zu erklären, dass sich viele über Jahrzehnte, ja vielleicht ein Leben lang mit dem Freiflug beschäftigen. Und das, ohne an großartigen Wettbewerben teilzunehmen oder unbedingt Titel und Auszeichnungen zu erringen. Sie sind einfach von der Möglichkeit fasziniert, Flugobjekte zu entwickeln, zu bauen und im Flug zu erproben.

1848 fing es mit dem Engländer Stringfellow an. Er baute ein Freifliegendes Motorflugmodell, welches er von einer Startrampe in einer Halle startete. Es flog im freien Flug ca. 40 m. Die technischen Daten waren beachtlich: Spannweite 3,00 m, Flügeltiefe 60 cm, Profil leicht gewölbt, Antrieb war eine winzige Dampfmaschine mit einer 4-Blatt-Luftschraube von ca. 40 cm Durchmesser. Das Gesamtgewicht betrug 4 kg.


         
John Stringfellow exhibited a model of his triplane at the 1868 Aeronautical Exposition at the Crystal Palace in London




Stringfellow's Steam Engine Powered Large Model Triplane On Display At The Crystal Palace, London, England - 1868
 


Rear View Of Stringfellow's Steam Engine Powered Large Model Triplane On Display At The Crystal Palace, London, England - 1868


Der wirkliche Beginn des Freifluges war 1871. Der geniale Franzose Alphonse Penaud entwickelte ein Freifliegendes Gummimotormodell, zum Teil mit aerodynamischen Merkmalen, die heute noch gültig sind. Sein Flugmodell hatte neben dem Tragflügel noch eine Stabilisierungsflosse, seinerzeit Penaud-Steuer genannt. Es entspricht unserem heutigen Höhenleitwerk. Außerdem schränkte er die Tragflügelenden negativ, um den Flug zu stabilisieren. Sensationell für die damalige Zeit und wegweisend für die Entwicklung der gesamten Luftfahrt.

Die technischen Daten: Spannweite 48 cm, Flügeltiefe 11 cm, Länge 50 cm, Antrieb Gummimotor, Gummigewicht 5 g, Gesamtgewicht 16 g. Wir würden dieses Modell heute als Saalflugmodell bezeichnen. Penaud startete das Modell aus der Hand und es flog in ca. 13 sec eine Strecke von 60 m.

Penaud erhielt auf seine Konstruktion ein Patent und führte sein Flugmodell den gelehrten Mitgliedern der Gesellschaft für Luftschifffahrt in Paris vor. Keiner der anwesenden Gelehrten erkannt die Bedeutung dieses historischen Augenblicks. Das Freifliegende Flugmodell überraschte durch seine stabilen Flüge. Die gelehrten Herren betrachteten die Flugvorführungen nur als Spielereien eines Phantasten und mit ihrer akademischen Würde nicht vereinbar.

Penaud hatte mit seiner Beobachtungsgabe und seinem Verstand folgend das erste wirklich stabil fliegende und angetriebene Flugobjekt entwickelt. Doch er war seiner Zeit so weit voraus, dass ihn keiner verstand. Er starb in tiefer Verzweiflung.
 



Einige Jahre später, 1877, gelangen dem Klavierbauer Wilhelm Kreß aus Wien (in Wien ist ein Platz nach Ihm benannt) ebenfalls Flüge mit Freifliegenden Modellen. Sie waren auch mit einem Gummimotor angetrieben.

Kreß kam 1873 nach Wien, wo er 1877 das erste frei schwebende Drachenfliegermodell zum Fliegen brachte. Bis dahin galt die Regel, dass nichts, was "schwerer als Luft" sei, fliegen könne. Der Start eines ersten Motorflugzeugs auf dem Wienerwald-Stausee misslang 1901 wegen eines zu schweren Motors. Der für den Flugversuch zu spät gelieferte Motor (35 PS) war doppelt so schwer wie vertraglich zugesichert, wodurch sich die Schwimmer des Flugzeugs erst knapp vor dem gegenüberliegenden Ufer aus dem Wasser hoben. Eine starke Windbö ließ das Wasserflugzeug im 4. Versuch sinken.

2 Jahre später gelang in den USA den Brüdern Wright der erste erfolgreiche Motorflug. Kreß erfand um 1900 den Steuerknüppel zur kombinierten Steuerung.
 



Die "echten Flugzeuge" waren einige Jahre später dran. Otto Lilienthals erste Gleitflüge waren 1891, der erste Motorflug der Gebrüder Wright war 1903 (übrigens in 12 sec 53 m).

Als der Engländer Sir Charles Wakefield 1927 einen Wanderpreis für einen internationalen Wettbewerb für Freiflugmodelle stiftete, begann die Wettbewerbsgeschichte des Freiflugs. Bis 1937 war dieser Wettbewerb eine ausschließlich Anglo-Amerikanische Angelegenheit.

In den 30er Jahren nahm der Freiflug in Deutschland einen gewaltigen Aufschwung. Besonders zu erwähnen sind die aerodynamischen Arbeiten des Physikers F.W. Schmitz, der erstmals gründlich die strömungstechnischen Probleme des Freiflugs im Bereich niedriger Reynoldscher Zahlen (Re = 20 000 bis 200 000) untersuchte. Der Krieg unterbrach dann alle Aktivitäten. Mit Kriegsende wurde von den Alliierten sämtliche fliegerischen Tätigkeiten untersagt.

Mitte der 50er Jahre ging es wieder richtig los. Die deutschen Freiflieger durften wieder international starten und auch internationale Wettbewerber veranstalten. 1955 wurde Gustav Sämann Wakefield-Weltmeister und Rudolf Lindner Weltmeister in A2. Weitere Wakefield-Weltmeister aus Ost- und Westdeutschland waren Joachim Löffler (1963), Albrecht Oschatz (1969), Lothar Döring (1981 und 1983) und Reiner Hofsäss (1985). F1C-Weltmeister wurden Hans Seelig und Franz Baumann.

(Hans Feller, leicht gekürzt)
 


ALPHONSE  PÈNAUD
 (1850 - 1880)
   

Dem Franzosen Alphonse Pènaud gelang der erste freie Flug eines Modells. Er ist damit als Vater des Modellflugs anzusehen.

Er erkannte folgenden drei grundlegende Thesen:

1., eine starre Flügelanordnung mit Profileinrichtung erlaubt genügend Flugstabilität zu erreichen.

2., verdrillte Gummistränge die direkt die Luftschraube antreiben bewirken einen bedeutend höheren Wirkungsgrad

3. Penaud wandte erstmalig ein Berechnungssystem an, um aus Motorleistung, Wirkungsgrad der Luftschraube und Gewicht des Modells zu seinem "Planophore" zu gelangen.

1871 gelang es ihm, bei einem 13 Sekunden langen Flug mit seinem "Planophore" eine Strecke von 60 Metern zurückzulegen, bis es gegen ein Hindernis prallte.

Die "Planophore" hatte eine Spannweite von 480 mm, eine Rumpflänge von 500 mm und eine Flächentiefe von 100 mm. Sie war mit einem V-Leitwerk ausgestattet. Von Ihren 16g Gewicht entfielen 5g Gewicht für den Gummistrang. Die Luftschraube hatte eine Drehzahl von (?) 250 U/min. Seine Versuche mit einem bemannten Flugapparat blieben erfolglos.