Geschichte:
Am 6. Oktober 1944 bekam Grumman von der US Navy den Auftrag, 2.023
F8F-1 herzustellen. Einige Monate später, am 5. Februar 1945, bekam
Eastern Aircraft (General Motors) den Auftrag, 1876 Maschinen unter der
Kennung F8M-1 herzustellen. Grumman begann im Februar 1945 mit der
Auslieferung. Die Bearcats wurden der Jagdstaffel VF-19 zugeteilt, die
im Mai des Jahres 1945 aufgestellt wurde. Die Bearcat wurde wie die
Grumman F6F „Hellcat“ mit einem Pratt & Whitney R-2800-Double-Wasp-Motor
ausgestattet, dennoch war sie aufgrund der Bauweise etwa 10 % schneller.
Die Reichweite betrug etwa 1778 km, die Steigrate lag bei 23,2 m/s. Der
erste von beiden Prototypen absolvierte mit einem R-2800-22W-Motor
seinen Erstflug am 21. August 1944. Der Prototyp erreichte eine
Steigrate von 24,4 m/s und eine Höchstgeschwindigkeit von 682 km/h. Die
Bearcat wurde zunächst mit vier Maschinengewehren vom Kaliber 12,7 mm in
den Flügeln ausgestattet. Unter den Tragflächen konnte sie zwei
454-kg-Bomben, vier 12,7-cm-Raketen oder zwei Zusatztreibstofftanks
tragen.
Als bekennender Warbirdfan stach mir
schon lange die Bearcat ins Auge. Bei einem Besuch bei Lindinger wurde
mir der Bausatz vorgelegt und ich entschloss mich spontan, das Modell zu
erwerben. Da ich bereits die Me 110 von Planet Hobby gebaut habe, war
ich guten Mutes, Qualität zu erwerben. Leider mussten hier leichte
Abstriche gemacht werden, aber dazu später. Peter Erang hatte, wie zu
lesen ist, in seinem Bericht („Modell“ 2/2009) über die Voll-GFK Bearcat
(die Vorgängerversion) mit dem Gewicht und dem Fahrwerk zu kämpfen. In
diesem Fall ist die Befürchtung unnötig. Das Gewicht aller Teile aus dem
aktuellen Bausatz samt Beschlägesackerln, Fahrwerk mit den schweren
Scale – Rädern, inklusive Motor, Zündung und Du-Bro Motorträger kommt
auf 4821g. Der Lieferzustand des GFK-Modells von Peter Erang brachte
OHNE Fahrwerk und Motor 4919g (!) auf die Waage.
Bausatz:
Die F8F kommt mit fertig lackiertem Rumpf und Motorhaube in Navy-Blue
aus der Schachtel. Die Flächen, das Höhen- und Seitenleitwerk sind mit
farblich passender Folie bespannt und alle Markierungen sind
aufgebracht. Eine Superlackierung von der Ausführung in Hochglanz. Das
passt für einen Warbird nicht unbedingt. Aber da das Original nie im
Kriegseinsatz war, ist das in Ordnung. Als Zubehör sind alle nötigen
Kleinteile, Motorträger und Tank beigelegt. Sogar der Zusatztank ist
dabei. Die Wahlmöglichkeit für den Erbauer ist, das Modell mit starrem
oder Einziehfahrwerk zu bauen. Ein starres Fahrwerk kam für mich nicht
in Frage, daher wurde gleich das speziell für die Bearcat angebotene Set
mitgeordert. Als Empfehlung sind Motoren von 18 - 20ccm (bei 6,5kg
Gewicht, Werksangabe) angegeben. Vorgabe war für mich, dass in der
Motorhaube keine Ausschnitte für den Motor oder Schalldämpfer gemacht
werden müssen. Meine Wahl fiel auf den neuen MVVS 26 IPS SP ICU-L
Benziner mit 25,68ccm Hubraum, 936g (ohne Zündung) mit ca. 3,2 PS / 7000
U/m und der schräg angebrachten Kerze.
Flächen:
die Fliesscharniere der Klappen und Querruder brauchen nur noch
eingeklebt zu werden. Als nächstes werden Fahrwerk- und die
Servoschächte freigelegt. Die Folie ist ziemlich zäh, also Vorsicht beim
Schneiden. Die Fahrwerksauskleidungen aus ABS sind so spröde, dass
man das Material, damit es nicht splittert, nur nach Anwärmen schneiden
kann. Vor dem Einkleben gut aufrauen, sonst klebt die Sache nicht
richtig. Trotzdem ist mir einiges abgesplittert. Schuld daran ist die
ungleichmäßige Materialstärke. Je dünner, desto spröder.
FAHRWERK:
In vielen Foren liest man, dass das Fahrwerk von PH bei der Bearcat
wegen der langen Beine und dem damit verbundenen Gewicht nicht einfahren
würde. PH hat hier scheinbar Entwicklungsarbeit investiert. Nun fährt
das Fahrwerk beim Test schon bei 2 bis 3 Bar trotz der irre langen
Federbeine und der Scale - Räder ein und aus. Ein Grund zum Murren sind
die unterschiedlichen Maßeinheiten: in China dürfte man die staatlich
Zensurierten Maßbänder benutzen. Anders ist es nicht zu erklären, dass
die Fahrwerksbeine um 15mm (1,5cm!) zu lang sind. Nun hat man zwei
Möglichkeiten: entweder man fräst den Sitz in der Fläche um das fehlende
Maß aus oder man dreht die Fahrwerksbeine um 15mm ab. Die einfachere
Methode ist die zweite. Wenn man den Splint entfernt, kann man den Rest
des Beines problemlos in die Drehbank einspannen. Glücklich ist, wer
eine solche sein Eigen nennt oder einen Kollegen kennt, der hilfreich
zur Seite steht.
Leitwerke:
hier wäre es gut, einen Chinesen mitgeliefert zu bekommen. Die Anlenkung
des Seitenruders und das Gegenlager aus Sperrholz ist nur mit
Kinderfingern (oder denen eines Chinesen) trotz der Ausnehmung
anzubringen. Die Idee ist gut, nur die Umsetzung stellt die Geduld des
Erbauers auf die Probe. Sonst gibt es nicht viel zu beschreiben. Auch
hier sind die Fliesscharniere mit Sekundenkleber einzukleben. Achten Sie
darauf, die beiden Verdrehsicherungen (6mm Rundholz) nicht zu weit aus
den Höhenruderflächen herausschauen zu lassen, da sie sonst am
Innenspant anstehen.
Motoreinbau:
der MVVS baut recht kompakt. Der einzige Ausschnitt betrifft den
Einlassring des Vergasers und den Chokehebel, was aber nicht auffällt.
Der notwendige Ausschnitt liegt genau auf der Vorderseite der
Motorhaube. Ich habe den Motor mit einem Du-Bro - Motorträger montiert,
der Schalldämpfer ist ein Eigenbau mit zwei Kammern. Die Auslässe wurden
mit Wellschlauch an den Originalplätzen beiderseits nach Außen geführt.
Den Choke habe ich mit einem kleinen Hebel versehen, der von vorne
leicht betätigt werden kann. Die Rückstellung erfolgt durch Gasgeben.
Technik:
eine Doppelstromversorgung mit Weiche,
eigenständiger Stromversorgung für alle Servos und ausfallsicherer
Empfängerstromversorgung ist für mich bei solchen Modellen Pflicht. Hier
greife ich auf das bei mir bereits bewährte Emcotec Mini Magic 5 zurück.
Als Servos sind auf den Rudern und Klappen DS 821 sowie am Höhenruder
ein BLS 152 installiert. 2x 3200er LiPo sorgen für die Stromversorgung,
ein 2300er für die Zündung. Hinweis: der Motor benötigt für die Zündung
mindestens 6V. Also könnte man die 2 Zellen des Lipo direkt anschließen.
Als Fahrwerksventil kommt ein Jet-Tronic (Zweikreis) zum Einsatz.
Fliegen:
den Schwerpunkt habe ich bei 150mm ab Nasenleiste festgelegt. Lt.
Hersteller liegt er bei 145mm. Mit den knapp über 7kg Abfluggewicht
werden die 3,8PS des MVVS locker fertig. Etwas Muffensausen war schon
bemerkbar, als ich das Gas zum Start hineinschob. Es zeigte sich beim
Start, dass die SP-Angabe des Herstellers auf der sicheren Seite und
mein errechneter SP um eine Spur zu weit hinten lag. Dieses Manko ließ
sich aber ohne Probleme aussteuern, da der Motor brav nach ca. 20min
Einlaufzeit seine Arbeit mit genügender Leistung verrichtete. Das
Ausfahren der Landeklappen bewirkt keine Lastigkeitsänderung, das Modell
wird nur langsamer. Auch mit zusätzlich ausgefahrenem Fahrwerk ändert
sich nichts. Mit etwas Schleppgas lässt sie sich relativ langsam machen,
der Strömungsabriss kommt sehr spät. Die Fluggeschwindigkeit mit Vollgas
ist Warbirdlike.
Fazit: Die Bearcat von PH
ist gegenüber der Voll-GFK Version um 1kg leichter geworden, was sich in
guten Flug- und Landeeigenschaften niederschlägt. Leider wird das
Gesamtbild etwas durch die Tiefziehteile (besonders die Fahrwerksverkleidungen für die Flächen)
etwas getrübt. Wer aber einen absoluten Herzwärmer sucht, die Bearcat
ist sowohl in der Luft als auch am Boden ein wahrer Augenschmaus.
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