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Praktische
Erfahrungen mit dem
HAL 2100
oder: die Flugkrücke
Ein Bericht von Kurt Gross, genannt “Turbo-Kurti”.
Mitte der Flugsaison 98, nachdem ich bereits mehrere Begegnungen ”der dritten Art” des Modellfliegens hatte - ”Stööööhrung” - und meine Düsenfurze hie und da ein dramatisches Eigenleben entwickelten, welches schlussendlich zur Produzierung von Holzkohle führte, stand mein Entschluss fest: ”ICH LASSE IM NOTFALL FLIEGEN!” und kaufte mir einen HAL 2100.
Dieses
hilfreiche Ding besteht aus einem optischen Sensor, der in vier Richtungen die
Hell-Dunkelgrenze des Horizonts detektiert und einer Mikroprozessorelektronik,
die sich in zwei Querruderservos und das Höhenruder einmischt. Diese Wirkung
kann stufenlos von 0-100 % über einen Schieberegler am Sender eingestellt
werden. Die segensreiche Erfindung ist in Verbindung mit einem PCM-Empfänger
gegeben. Bei Störungen verwandelt sich das Modell in einen Marschflugkörper,
der bei Standgas mittels großer, flacher Kreise die Höhe abbaut und im
nächsten Feld eine piekfeine Landung versucht. Da man meistens bei weiter
entfernten Außenlandungen weder Höhe noch Geschwindigkeit abschätzen kann,
ist es schadensbegrenzender, die Flugkrücke werken zu lassen, als selbst durch
unqualifiziertes herumknüppeln den Schaden zu vergrößern.
Sein
Meisterstück leistete der HAL 2100, als ich wieder einmal nicht auf die
Flugzeit achtete und - wie es sich gehört - die Turbine am ungünstigsten Punkt
über der Piste stehen blieb. Die
nachfolgende ”Mitwindkrampfkurve” führte mich prompt in die am Pistenende
lauernde Leewalze, die mein armes Modell herunterfurzte. Bevor mein Jet im
Winkel von 70 Grad hinter der Hangkante verschwand, schaltete ich den Sender ab.
Schreckensstarr wartete ich auf den Knall, der jedoch zu meiner Verwunderung
ausblieb. Stattdessen schoss die Pampa über die Pistenkante hervor, wich einer
Buschgruppe gekonnt aus und setzte sich, da sie bereits zu viel Geschwindigkeit
abgebaut hatte, in die nächste Buschreihe. Außer einer gebrochenen Nase und
einem Cut in der Fläche war nichts passiert.
Durch
das rechtzeitige Abschalten des Senders übernahm der HAL 2100 die Steuerung der
Pampa, fing den Sturzflug gekonnt ab, steuerte die Hangkante hoch und wich der
Buschreihe aus. Wenn kein zweites Hindernis im Weg gewesen wäre, hätte der
Autopilot versucht, sie in aufrechter Haltung auf dem Feld zu landen. Schade,
daß meine Frau es verabsäumte, meinen entgeisterten Gesichtsausdruck auf Video
zu bannen.
Fliegen
mit dem HAL 2100 ist schrecklich. Man kann das Modell nur mittels ”Knüppelbrachialgewalt”
aus der stabilisierten Bahn bringen, wohin es nach loslassen desselben
schnellstens wieder zurückkehrt. Für
den Flugzeugschlepp oder für das Thermikkurbeln ist das sicher eine gute
Eigenschaft.
Kurz
zur Anlage: Ein PCM-Empfänger ist an sich eine gute Sache, jedoch bei
Funkstörungen (Fail-Safe -Einsatz) nützt die Neutralstellung der Ruder herzlich wenig, wenn sich
das Modell in einer Abwärtsfigur befindet. Dann sind 2 bis 3 Sekunden
Ruderausfall Nerven- und Modellzerfetzend.
Die
Flugkrücke übernimmt die Steuerung des Modells bereits dann, ehe es dem
Piloten überhaupt dämmert, daß es soweit ist und bringt das Modell in eine
horizontale Lage. Dann bleibt genügend Zeit, ein Notverfahren einzuleiten.
Das
herrlichste sind jedoch die Landungen. Der HAL 2100 - eingebaut in meine Tiger
Moth - brachte den Flieger bei ruppigen Starkwind wie im Instrumentenflug ohne
wackeln auf die Piste. Da bei mir Landungen bei solchen Windverhältnissen
normalerweise immer mit einem Purzelbaum enden, erfreute mich der Kommentar von
Thomas Hruska besonders: ”Seit wann kannst denn Du landen?”
Bis zum nächsten mal
Euer Turbo-Kurti
Gastkommentar:
Als unbeteiligter Zuseher konnte ich mich eines Tages von der Qualität des HAL 2100 überzeugen. Kurti flog wieder einmal unbekümmert trotz starken Windes mit seiner Motte, als ihm, wie üblich, der Motor zum ungünstigsten Zeitpunkt abstellte. Die Flughöhe war ca. 10 m. Nach der linkskurve zum Landeanflug war das Modell durch fehlende Fahrt eigentlich nicht mehr steuerbar. Was also tat unser Kurt? Außer, daß er alle Wurstfinger von den Knüppeln nahm,
GAR NICHTS! Die Flugkrücke setzte die Tiger Moth nach einem Landeanflug, den vermutlich durch die fehlende Sicht und Fahrt keiner hingekriegt hätte, auf dem Feldweg vor unserer Platzeinfahrt butterweich auf. Beschädigungen? KEINE!Fazit: Für jeden, der etwas unsicher in der Handhabung der Steuerung ist, würde der HAL 2100 eine nicht unbeträchtliche Einsparung bei den Modellerstellungskosten bringen. Der Preis von unter 1.000.- ATS läßt ihn äußerst attraktiv erscheinen. Man sollte bedenken, welche Zeit- und Geldersparnis diese “Flugkrücke” gegenüber Reparaturarbeiten bringt. So ist, glaube ich, die Anschaffung wohl zu rechtfertigen. Manfred